Hier die Sammlung der brennendsten Fragen.
Wird laufend ergänzt! Wer Genaueres wissen will, kickt uns an.
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Warum setzen Jugendgruppen auf Baumwollzelte?
Baumwolle ist von Natur aus UV-resistent. Kunststoffzelte, deren Stoffe aus Polyamid (Handelsnamen «Nylon») oder Polyester sind, verspröden rasch an der Sonne und eignen sich mehr für Trekking, wo das Zelt nur über Nacht steht. Für das mehrwöchige Zelten sind sie eine schlechte Wahl!
Funfact: Beim Spatz hatten wir aufgrund einer Aussenausstellung massenhaft Ersatzstangen für Kunststoffzelte. Nach einem halben Jahr waren die Metallteile das einzige Überbleibsel…
Ferner sind Baumwollzelte pflegeleicht, sofern man sie trocken lagert. Es gibt keine Beschichtung oder Nahtbänder die abfallen mit der Zeit.
Gute Baumwollzelte halten bei Jugendgruppen 20-30 Jahre. Ein vergleichbar genutztes Zelt aus Plastik älter als 8 Jahre ist eine Rarität!
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Welche Vorteile hat Baumwolle gegenüber Synthetik?
Baumwoll- Zeltstoff besteht vereinfacht gesagt aus Baumwollfäden, die kreuz und quer verwoben werden.
Dazwischen hat es immer kleine Löcher, die für Luftzirkulation sorgen und auch im Sommer für angenehme Temperaturen sorgen. Im Vergleich dazu sind die Temperaturen in Plastikzelten die Hölle.Das Geile ist nun, dass die Baumwollfasern bei Regen Wasser aufsaugen, aufquellen und die Löcher verschliessen.
Synthetikgewebe saugen kaum Wasser auf und können deshalb nicht aufquellen.
Damit diese Gewebe dicht werden, muss (!) eine Beschichtung aufgetragen werden. Diese sorgt für eine wasser aber auch luftdichte Zelthaut, was sehr unangenehm ist.
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Du willst doch eh nur Baumwollzelte verkaufen! Gibt es auch Nachteile?
Das ist korrekt. Wir sind von Baumwolle absolut überzeugt.
Baumwollgewebe können im Vergleich zu Synthetik nicht unendlich leicht gemacht werden. Schlaue Zelte lassen sich aus Baumwolle ab 130 g/m2 machen. Silnylon gibt’s mit 50g/m2, Cuben Fiber ist noch leichter. Als Vergleich dazu: Übliches Druckerpapier hat 80g/m2.
Wenn Baumwolle Wasser aufsaugt, wird sie leider noch schwerer.Abgesehen vom Gewicht und dem Preis von irgendwelchem Asienplunder haben Baumwollzelte keine Nachteile.
Selbst die höhere Reissfestigkeit, die insbesondere Silnylon zu Beginn hat und die Schimmelresistenz zählen nicht, wenn man die Lebensdauer mit einrechnet.
Wer in Lager geht und gar noch feuert, kommt um Baumwolle nicht herum. Plastikzelte schrumpfen sofort zusammen, wenn sie zu warm gehabt haben. Baumwolle verträgt auch Brandlöcher, die mit einem Bügelflicken wieder abgedichtet werden können.
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Was ist der Unterschied zwischen imprägniert und beschichtet?
Eine Imprägnierung sind Pigmente die auf ein Gewebe aufgetragen werden. Diese unterstützen die abperlenden Eigenschaften des Gewebes. Dies funktioniert aber nur, wenn das Material die Pigmente auch aufsaugen kann. Im Zeltbau sind dies Stoffe mit Baumwolle.
Eine Beschichtung wird da angewandt, wo eine Imprägnierung nicht funktioniert. Im Prinzip ist es wie wenn du mit dem Spachtel Löcher zukleistert. Es kommt dann nichts mehr rein, geht aber auch nichts mehr raus (siehe nächste Frage). Beschichtungen werden bei Polyester und Nylonstoffen angewandt.
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Wie erkenne ich, welchen Stoff ich habe?
Wie erkenne ich, welchen Stoff ich habe?
Baumwolle erkennst du an der weichen Haptik. Sie fühlt sich angenehm auf der Haut an.
Du kannst durch das Gewebe durchblasen. Aus gutem Grund sind T-Shirts aus Baumwolle…Synthetik erinnert dich an Plastik. Es raschelt und fühlt sich wenig angenehm auf der Haut an. Nach kurzer Zeit sammelt sich Feuchtigkeit zwischen Haut und Gewebe. Du kannst nicht durch das Gewebe atmen oder durchblasen.
Des weiteren gibt es Mischgewebe. Im Zeltbau wird auch Polycotton genutzt, eine Mischung aus Baumwolle und Polyester. Diese Gewebe sind in Eigenschaften zwischen den obigen. Sie werden imprägniert, nicht beschichtet.
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Warum gibt es im Baumwollzelt keine Kondensation?
Wer schon mal in einem Kunststoffzelt übernachtet hat, weiss das morgens der Zeltstoff inwendig nass ist.
Grund dafür ist, dass kalte Luft weniger Feuchtigkeit halten kann als warme. Die warme Luft kühlt an der Zelthaut ab und es sammeln sich Wassertropfen am luftdichten Plastikstoff. Der Effekt ist umso stärker je grösser die Temperaturunterschiede sind.Ein Baumwollzeltstoff ist im Gegensatz zu Synthetikgewebe nicht luftdicht. Die feuchte Luft kann durch die Zelthaut entweichen.
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Was sagt die Wassersäule über mein Zelt aus?
Nichts. Die Angabe der Wassersäule ist simples Werbegeschrei.
Die Angabe bezieht sich auf den Wasserdruck, dem das Gewebe theoretisch im Neuzustand (!) standhält. «2000mm» bedeutet also, dass 2m Wasser auf deinem Zelt sein können, bis der Stoff durchlässt.
Das ist sehr nützlich, wenn man im See zeltet. Ich kenne aber niemanden, der das je gemacht hat…Sinn macht die Angabe höchstens beim Boden. Durch das Betreten des Zeltes wird Druck auf das Gewebe ausgeübt. Hier entscheidet Qualität tatsächlich.
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Sind Baumwollzelte denn dicht?
Synthetik-Stoffe können extrem dicht beschichtet werden. Das können mehrere Meter Wassersäule (siehe oben) sein. Das ist ein Vielfaches dichter als jeder Baumwollstoff.
Bei rasch auftretenden Gewittern ist in Baumwollzelten manchmal eine Art Sprühnebel spürbar. Die Fasern sind dann nicht so fest aufgequollen dass sie dicht sind. Besteht das Problem länger, ist entweder der Stoff zu dünn oder die Imprägnierung ist zu alt.
Die Plastikstoffe sind nur solange dicht, bis sie vernäht werden. Dann sticht nämlich die Nadel durch den ultradichten Stoff durch. Weil wiederum nichts aufquellen kann, versucht man den Nachteil durch ein inwendig aufgeschweisstes Nahtband auszugleichen. Dieses Bänder fallen in der Praxis aber schnell ab und wo mehrere Nähte aufeinander treffen, wird das abdichten schwierig.
Bei Baumwollzelten kann sowohl der Stoff als auch das Garn aufquellen und dichtet die Löcher automatisch ab.
Bei Dauerregen sind somit Baumwollzelte klar im Vorteil.
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Aber wenn ich mit meinem Finger an den Stoff fasse, pisst es durch!
Diesen Effekt kenne ich aus meiner Kindheit. Seit ich im Zeltbiz arbeite, habe ich dies nie wieder erlebt und da liegt auch der Hund begraben. Ich habe nur mit gut gewarteten Zeltstoffen zu tun und da tritt das Problem nicht auf.
Der Druck und das Fett an deinem Finger verändert die Oberflächenspannung. Ein Stoff der noch knapp wasserundurchlässig ist, lässt dann genau an dieser Stelle Wasser durch. Sonnencreme und Mückenspray haben übrigens ähnliche Effekte.
In diesem Fall, mein Lieber, wasche und imprägniere dein Zelt wieder! Das klappt sogar von Hand sehr gut.
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In welchem Intervall muss ich mein Baumwollzelt imprägnieren?
Das ist tatsächlich die häufigste Frage, die mir gestellt wird. Primär solltest du das «muss» durch das «kann» tauschen. Ein Plastikzelt ist, wenn es einmal undicht ist, nicht abdichtbar und reif für die Tonne.
Ein Baumwollzelt lässt sich gut wieder imprägnieren, auch von Hand. Korrekt gemacht, erreichst du dann fast wieder den Neuzustand!
Das Intervall ist abhängig davon wie häufig du das Zelt nutzt und von der Stoffqualität. Bei Jugendgruppen ist dies gemäss unserer Erfahrung alle 5 Jahre nötig.
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Wie pflege ich mein Zelt am besten?
Lagere das Zelt immer trocken, das gilt auch für die Plastikzelte. Keine Sorge, gute Baumwollzelte halten es auch aus, wenn sie wenige Tage nass verstaut werden. Trockne es aber in jedem Fall so bald wie möglich.
Wer sein Zelt jetzt noch ähnlich wie seine Hände pflegen will, hier noch ein Tip.
Sause vor dem Abbau mit einem Silikonspray über die Reissverschlüsse. Sie danken es dir mit einer leichteren Gängigkeit und verschleissen weniger schnell.
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Wie spanne ich mein Zelt am besten ab?
Dafür gibts hier eine eigene Fibel.
Mini-Clochard
- Silnylon: Polyamidgewebe mit Silikonbeschichtung. Vor allem bei hochpreisigen Leichtzelten verwendet.
- Nylon: Handelsname für Polyamid
- Cuben Fiber: Laminat aus Polyethylen und Polyester. Kein Stoff im klassischen Sinn. Für ultraleichte und ultrateure Ausrüstung.
- Synthetik, Kunststoff und Plastik werden im Text synonym verwendet.